Im Jahr 2017 stellte eine Studie vom schwedischen Umweltinstitut IVL den Lithium-Batterien von E-Autos ein schlechtes Zeugnis aus. Deren aufwendige Produktion sorge für einen hohen CO2-Ausstoß, wodurch sich die Klimabilanz der E-Autos unterm Strich nicht sonderlich von der konventioneller Autos unterscheide. Doch nun haben die Forscher noch einmal den Taschenrechner gezückt und sind dabei auf ein erstaunlich positives Ergebnis gekommen.
Veraltete Zahlen sorgen für negative Klimabilanz
Bisherige Studien gingen davon aus, dass sich ein E-Auto zwar mit rund 30 Prozent weniger Energieaufwand als ein Auto mit Verbrennungsmotor herstellen lässt, die Forderungen nach mehr Reichweite jedoch dafür sorgten, dass immer größere Batterien verbaut werden, wodurch dieser Effekt aufgeweicht würde.
Auch bei der Entsorgung der E-Fahrzeuge würde in Deutschland und China vor allem Kohle-Energie benötigt, sodass sich im Lebenszyklus eines E-Autos eine viel größere Menge an CO2-Belastungen bilde als bei herkömmlichen Fahrzeugen.
Nun legt eine neue Studie der Schweden nahe, dass die Klimabilanz von E-Autos besser ist als ihr Ruf. Für die bisherigen Kalkulationen wurden schlicht veraltete Daten zurate gezogen.
Neue Forschungsergebnisse des IVL: Verbesserte Klimabilanz von E-Autos
Das schwedische Umweltinstitut hat sich den Produktionsprozess von E-Autos erneut angeschaut und kommt diesmal auf deutlich bessere Ergebnisse. Waren es 2017 noch 150 bis 200 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde, so sind es 2019 nur noch etwa 61 bis 106 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde.
Ein CO2-Äquivalent ist eine Maßeinheit, die die unterschiedlichen Treibhausgase zusammenfasst.
Die Ergebnisse der Studie dürften Verbraucher nun zusätzlich motivieren, über die Anschaffung eines E-Autos nachzudenken. Der Staat hat bereits attraktive Prämien wie etwa den Umweltbonus für E-Autos bis 2025 verlängert und setzt sich für den Ausbau des Ladesäulen-Netzes in der Bundesrepublik ein.
Woher kommen die verbesserten Ergebnisse?
Die Forscher führen die verbesserte Klimabilanz der E-Autos auf verschiedene Faktoren zurück. Zum einen berücksichtigt die aktuelle Studie nun auch Produktionen, die zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom arbeiten. Weiterhin gehen die Forscher davon aus, dass die Produktionsprozesse effizienter gestaltet und die Stückzahlen erhöht wurden. Zudem ist der Datenbestand in 2019 neuer und genauer als in der Vorgängerstudie.
Blick in die Zukunft
Aufgrund der verbesserten Recycling-Möglichkeiten der Lithium-Ionen-Batterien erhoffen sich die Forscher eine weitere Verbesserung der Klimabilanz. Aktuell ist in Europa eine Recycling-Quote von 50 Prozent vorgeschrieben. Mit einer wachsenden Menge an Altbatterien sollte jedoch das Interesse der Industrie an effizienteren Recycling-Modellen wachsen, sodass diese Quote sogar unterschritten werden könnte.
Der Süddeutschen Zeitung ist zu entnehmen, dass laut Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, E-Autos mit einem Strommix schon jetzt eine geringfügig bessere Klimabilanz aufwiesen. E-Fahrzeuge, die komplett mit Ökostrom laufen, hätten sogar eine deutlich bessere Klimabilanz.
Längere Laufzeit verbessert Klimabilanz zusätzlich
Weiterhin dürfte zukünftig eine längere Laufzeit der E-Autos die Klimabilanz positiv beeinflussen. So gehen derzeitige Hochrechnungen von einer Lebensdauer der E-Fahrzeuge von zehn Jahren beziehungsweise einer Reichweite von 150.000 Kilometern aus. Aktuelle Tesla-Modelle aus den USA erreichen jedoch schon heute ein Vielfaches dieser Laufzeit.
Und schließlich versprechen auch die deutschen E-Autohersteller in die Steigerung der Klimabilanz ihrer Fahrzeuge zu investieren. So sollen etwa die Akkus für die E-Flotte von Volkswagen ausschließlich mit Grünstrom produziert werden, während Mercedes und BMW an der Verbesserung ihrer Recycling-Methoden forschen.
Die komplette Studie des IVL finden Sie unter folgenden Link: Lithium-Ion Vehicle Battery Production (PDF-Datei, englisch).