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Ist eine PV-Anlage mit Notstrom-Funktion sinnvoll?

Ist eine PV-Anlage mit Notstrom-Funktion sinnvoll?

Die Bundesnetzagentur bewertet das Risiko eines großflächigen Blackouts in Deutschland als “äußerst unwahrscheinlich”. Dennoch möchten einige Photovoltaikanlagen-Besitzer auf Nummer Sicher gehen und sich bei einem Stromausfall über Notstrom von ihrer PV-Anlage weiterhin mit Strom versorgen lassen. Doch das ist nicht bei allen Anlagen ohne Weiteres möglich. Eine Auseinandersetzung mit der Thematik ist daher bereits vor der Anschaffung einer PV-Anlage sinnvoll.

PV-Anlage mit Notstrom – eine sinnvolle Ergänzung?

Um einen vollständigen Zusammenbruch des Übertragungsnetzes selbst bei großen Störungsereignissen zu verhindern, wurde das elektrische Energieversorgungssystem in Deutschland mit mehrfacher Redundanz und zahlreichen Sicherungsmechanismen ausgestattet. Die Eignung der Sicherungsmechanismen wird kontinuierlich überprüft und bei Bedarf angepasst. Tatsächlich lag die durchschnittliche Nichtverfügbarkeit von Elektrizität in Deutschland im Jahr 2021 bei gerade einmal 12,7 Minuten pro Letztverbraucher.

Dem gegenüber stehen häufiger auftretende Unwetter aufgrund des Klimawandels, die einen Stromausfall verursachen können. Ebenso kann das Risiko eines Cyberangriffs nicht komplett ausgeschlossen werden, auch wenn für unser Stromnetz in Deutschland besonders hohe Sicherheitsstandards gelten und es hier grundsätzlich keinen Grund zur Panik gibt.

Nicht zuletzt kann es beruhigend sein zu wissen, dass der eigene Haushalt bei einem Stromausfall weiterhin mit Notstrom versorgt werden kann. Am Ende ist es also eine individuelle Entscheidung, die bestenfalls bereits bei der Anschaffung einer PV-Anlage getroffen werden sollte.

Was passiert bei einem Stromausfall mit meiner Anlage?

Fällt der Strom aus, produziert Ihre Anlage zunächst keinen Strom mehr, weil die Stromzufuhr zum Wechselrichter unterbrochen wurde. Dieser schaltet sich daraufhin aus Sicherheitsgründen ab. Verfügt Ihre Photovoltaikanlage über eine Notstromlösung, können Sie diese manuell einschalten und darüber die wichtigsten Verbraucher (z.B. Licht, Kühlschrank, Gefriertruhe) oder einzelne Räume oder einzelne Schaltkreise in Ihrem Haushalt weiterhin mit Strom aus Ihrem Speicher versorgen.

Nicht zu verwechseln ist der Notstrom mit dem Ersatzstrom, welcher im Falle eines Stromausfalles alle Verbraucher im Haushalt mit Strom versorgt. Ersatzstrom schaltet sich automatisch ein und ist weniger in privaten Haushalten sinnvoll, sondern in Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen, die auf eine kontinuierliche Stromversorgung angewiesen sind. Der finanzielle und bauliche Aufwand für eine Ersatzstromlösung steht meist nicht im Verhältnis zu deren Nutzen.

Frau am Kühlschrank
Kühlschrank und Licht sind wichtige Verbraucher für den Notstrom – © Image by Freepik

Notstrom für Photovoltaik: Das gilt es zu beachten

Wie bereits weiter oben im Artikel erwähnt, zieht die Notstromlösung ihren Strom aus dem Speicher. Das heißt, dass Sie zum einen einen Stromspeicher benötigen und dass dieser zum anderen notstromfähig sein muss. Das ist nicht bei allen Stromspeichern der Fall, sprechen Sie daher Ihren PV-Berater gern auf dieses Thema an.

Wichtig: Über den Notstromschalter lässt sich zwar die Stromversorgung über Speicher wieder aktivieren, allerdings wird dadurch kein neuer PV-Strom produziert. Daher ist es wichtig, mit dem im Speicher verbliebenen Strom sparsam umzugehen. Dies wird erreicht, indem der Speicher auf jene Geräte, Räume oder Schaltkreise konfiguriert wird, die im Ernstfall mit Notstrom versorgt werden sollen. Ist der Strom aus dem Speicher aufgebraucht, liefert auch die Notstromversorgung keinen Strom mehr. Bei den meisten notstromfähigen Stromspeichern lässt sich daher eine Reserve programmieren, die permanent Strom für den Fall eines Stromausfalles zurückhält. Dadurch wird vermieden, mit einem leeren Speicher in einen Stromausfall zu starten. Aufgrund der festgelegten Reserve verringert sich jedoch dauerhaft die nutzbare Kapazität des Speichers. Hier gilt es daher abzuwägen, etwa indem Sie Ihren Speicher um bis zu 20 Prozent größer dimensionieren.

Alternativ zum Notstromschalter gibt es die Notstromsteckdose, an die Sie wichtige Geräte anschließen können – zum Beispiel Ihr Mobiltelefon zum Laden.

Notstrom nachrüsten

Besitzen Sie bereits eine PV-Anlage mit Speicher und möchten eine Notstromfunktion nachrüsten, gilt es zu prüfen, ob Ihr Stromspeicher und Wechselrichter notstromfähig sind. Falls nicht, müssen diese Komponenten ausgetauscht werden. Das kann teuer werden, fragen Sie daher am besten Ihren Solarteur. Möglicherweise lässt sich ja ohne größeren Aufwand ein Notstromschalter nachrüsten.

Ersatzstrom für Photovoltaik: Das gilt es zu beachten

Die sogenannte Insellösung ist ein wenig aufwendiger als die Notstromlösung. Hierzu bedarf es eines Stromspeichers, eines ersatzstromfähigen Wechselrichters und einer Netzumschaltungseinrichtung. Letztere sorgt dafür, dass Ihre PV-Anlage bei einem Stromausfall komplett vom Netz getrennt wird und anschließend autark Ihren Haushalt mit PV-Strom versorgt. Der Switch zum Ersatzstrom erfolgt automatisch, kann jedoch bis zu etwa einer Minute dauern.

Bei der Ersatzstromlösung gibt es auch Modelle, mit denen der Speicher mit Sonnenstrom nachgeladen werden kann. Passiert der Stromausfall jedoch an einem bewölkten Tag, ist auch hier nicht gewährleistet, dass der komplette Haushalt 24 Stunden mit Strom versorgt werden kann. Es lohnt sich daher auch beim Ersatzstrom, wichtige Verbraucher zu definieren, die bei Stromausfall versorgt werden sollen.

Da wie eingangs beschrieben die Stromversorgung in Deutschland als sicher gilt, stehen Aufwand/Investition und Nutzen einer Ersatzstromlösung in keinem guten Verhältnis, es sei denn, Sie rechnen damit, dass sich diese Situation in naher Zukunft ändern wird.